@ Dene: 1. Vielen lieben Dank für dein Kommi
<3 und 2. dank dir werde ich noch rot wie eine Tomate
Hehe, danke für deine Komplimente (: und ich denke nicht, dass Autorin ein guter Beruf für mich wäre XD wenn ich mir in anderen Foren anschaue, wie lange ich da für ein Kapitel brauche.. hui.. dann kommt das Buch erst raus, wenn ich um die 80 bin XD
Nun ja, ich stelle hier einfach mal das zweite Kapitel on^^ Die Chance, dass jemand hier vorbei schaut ist zwar eher gering, aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt (:
LG
____________________________________________________________________________________
Kapitel 2: Neuer Freund, altes Gesicht~Yugis Sicht~
Nach einer einmaligen Ansage, hat es Jonouchi aufgegeben mich weiter aus zu fragen und ich kann mich in aller Ruhe meinen eigenen Gedanken widmen. Naja aus Augen schließen und ein kleines Nickerchen halten wird wohl nichts werden, da gleich auch noch Anzu und Tristan dazu kommen werden und der Redeschwall dann überhaupt keine Ende mehr nimmt. Und es passiert, wie ich es gesagt habe. Schon zwei Stationen später betritt Tristan den Bus und lässt sich nach einem endlos langem Händespiel mit Jonouchi auf den Platz hinter diesem fallen. Als auch dann noch Anzu herein kommt, ist alles vorbei. Genervt lehne ich meine Stirn gegen die eiskalte Scheibe und versuche diese momentan nervigen Stimmen zu ignorieren. Man! Ist es echt zu viel verlangt, wenn man mal etwas Stille möchte?! Kann Anzu ihre Frisurenprobleme nicht auch noch in der Pause oder so erzählen?! Dann wenn ich die Chance habe mich an einen ruhigeren Ort zurück zu ziehen?! NEIN! Sie muss es ja jetzt erzählen!
Ich kuschel mich ein wenig mehr in die Ecke, die der Sitz und die Scheibe bilden, und in meine Jacke und versuche so gänzlich zu signalisieren, dass ich momentan einfach für mich sein möchte. Gedankenverloren blicke ich nach draußen und schaue zu, wie Domino , meine Heimatstadt, an mir vorbei zieht. Dabei schweifen meine Gedanken wieder zu meinem Traum zurück. Ob es diesen einen jemand da draußen wirklich gibt? Ist es möglich, dass ein oft geträumter Traum irgendwann mal wahr wird?
„Hey Yugi!“ Unsanft werde ich mal wieder aus meinen Gedanken gerissen, da mich ein spitzer Fingernagel in den Oberarm sticht. „Bekomme ich mal eine Antwort auf meine Frage?!“ Achja, Anzus nervige Stimme darf dabei natürlich nicht vergessen werden.
Ich verdrehe meine Augen und ziehe mich noch weiter zurück, aber Anzu muss immer wieder zu stechen. Gerade als ich mich genervt umdrehen und ihr mal so richtig meine Meinung sagen will, spüre ich, wie mich noch eine weitere Hand streift und das Pieksen aufhört.
„Lass ihn in Ruhe, Anzu. Yugi ist heute mit dem falschen Bein aufgestanden“, vernehme ich Jous Stimme inklusive lachendem Unterton. Danke Jou! Ganz so unnütze ist er doch nicht.
Der Rest der Fahrt verläuft für mich glücklicherweise ohne weitere Störungen, sodass ich noch ein paar Kräfte und Nerven sammeln kann, um den bevorstehenden Schultag zu überstehen. Als der Bus dann an der Schule hält, nehme ich wieder eine normale Sitzhaltung ein und strecke mich erstmal ausgiebig. Verdammt tut das gut.
Anschließend schnappe ich mir meine Tasche und trotte der kleinen Gruppe, bestehend aus meinen drei Freunden, zum Schulgebäude hinter her. Und jetzt geht’s wieder los. Quetschen, schubsen und gegen jede Personen rennen, die dir in die Quere kommt. Oh man, wenn ich im Klassenraum ankomme, bin ich von blauen Flecken übersäht.
Nachdem Jou einen kurzen Abstecher zum Vertretungsplan gemacht hat, versuchen wir - oder besser gesagt: ich - unbeschadet zu unserer Klasse zu gelangen. Dort angekommen, lasse ich mich erleichtert auf den Stuhl sinken und lege für ein paar Sekunden den Kopf in den Nacken. Gott! Ich bin so froh, wenn ich endlich hier raus komme!
Irgendwann bequeme ich mich dazu, mich wieder normal hin zu setzen und schaue mich etwas im Raum, der aber selbst zehn Minuten vor Stunden beginn noch extrem leer ist. Nach meinem „Rundgang“ durch den Saal, fällt mein Blick auf den Stuhl neben mir, der ebenfalls leer ist. Stirn runzelnd lasse ich meinen Blick nochmals durch den Raum gleiten, um die Person zu finden, der eigentlich dieser Platz gehört. Hm? Ryou ist doch sonst immer so überpünktlich.
„Stimmt was nicht Yugi?“ Wieder vernehme ich Anzus Stimme, dieses Mal etwas weniger nervig. Glaube heute morgen war einfach nicht meine Zeit. Zum ersten Mal heute sehe ich meine braunhaarige Freundin richtig an und nicke leicht als Antwort.
„Wo ist Ryou? Es ist ungewöhnlich, dass er so spät kommt“, murmel ich und blicke wieder auf den leeren Stuhl neben mir. Ich hoffe doch sehr, dass er noch kommt. Wie soll ich de Tag ohne ihn überstehen? Gut, ich habe noch Tristan, Anzu und Jonouchi, aber dennoch brauche ich Ryou dringend, zu mal er fast genau so ist wie ich. Ruhig, zurück gezogen, im Prinzip ein gern gesehener Ruhepol meinerseits und dank ihm fühle ich mich in dieser Gruppe nicht so ganz als Außenseiter... nein, Außenseiter ist das falsche Wort.. eher anders als die anderen.
„Ich glaube unser Yugi ist nicht nur zickig, sondern auch schon vergesslich“, grinst Jou müde und streckt sich erstmal ausgiebig. Verwirrt sehe ich den Blondschopf an und frage mich, was diese Aussage nun schon wieder soll.
„Yugi, du weißt doch, dass Ryou nach Tokio gezogen ist“, gähnt Tristan und dann fällt es mir wieder wie Schuppen von de Augen. Oh na klar! Ryou ist ja am Sonntag weggezogen! Und am Samstag war noch die Abschiedsparty! Man, man, man! Ich habe doch echt vergessen, dass mein bester Freund weggezogen ist. Gott Yugi! Reiß dich mal zusammen!
„Jetzt scheint es ihm wieder eingefallen zu sein“, grinst Anzu.
„Ist es auch“, murmel ich wieder und lege meinen Kopf auf dem Tisch vor mir ab. Vielleicht sollte ich meinen Plan etwas früher in die Tat umsetzen. Jetzt sofort bei der Schulschwester krank melden, nach Hause gehen und ins Bett legen.
Nach und nach wird das Stimmengewirr im Raum immer lauter, ein paar Stühle werden zurecht gerückt und die Taschen eher auf den Boden geschmissen als gestellt. Ein paar Minuten später läutet es auch schon zur ersten Stunde. Lustlos hebe ich meinen Kopf wieder an, öffne meine Schultasche und räume schon mal alle nötigen Utensilien für den anstehenden Unterricht heraus zu räumen. Wie sehr ich mich doch auf diese verdammte Tutorenstunde freue. Bestimmt wird uns wieder mitgeteilt, dass unser Antrag auf einen Oberstufenraum, in den wir uns während den Pausen oder Freistunden zurückziehen können, abgelehnt wurde beziehungsweise aus Mangel an Räumen noch nicht durchführbar ist. Vielleicht wird dann nochmal unsere Abschlussfahrt angesprochen, aber ansonsten wird nichts anstehen.
Nach einer Weile betritt Frau Nakamura den Raum beziehungsweise sie wollte ihn betreten, aber ein Schüler kam ihr zu vor oder besser gesagt, er hat sich gewaltsam vorgedrängelt. Erfolgreich in den Raum gedrängelt, schnappt er erst Mal nach Luft. Der Ärmste sieht wirklich gehetzt aus.
Die Zeit, in der er neue Kräfte sammelt, nutze ich für einen ersten Eindruck. Musternd wandern meine Augen über den Schüler. Also so auf den ersten Blick hin kenne ich ihn nicht, jedenfalls habe ich ihn noch nie in meinem Jahrgang gesehen. Vielleicht gehört ja zu den Älteren und ist sitzen geblieben oder er hat eine Klasse übersprungen.
Während ich weiterhin in meiner Erinnerungskiste in meinem Kopf krame und wirklich krampfhaft überlege, ob ich diesen Kerl doch nicht schon mal irgendwo gesehen habe, richtet er sich zur vollen Größe auf, sodass man auch endlich mal Gesicht und das ganze Drum und Dran erkennen kann und schon im nächsten Moment wünsche ich mir, dass er besser in seiner gebeugten Haltung geblieben wäre. Mein Herz setzt kurz aus, als ich in
seine Augen sehe. Diese wunderschönen Augen, die sonst keiner hat.
Mein Mund klappt einen Spalt weit auf, als ich ihn genauer Muster. Zu meinem Bedauern sieht er genau so aus, wie in meinen Träumen... nein, nicht genau so... noch schöner... noch liebenswerter... einfach besser.
Warum nur? Warum taucht er jetzt in meinem Leben auf? Warum gibt es ihn überhaupt? Ich dachte immer, dass ihn nur eine Fantasie produziert hätte, um mir wenigstens jemanden im Traum zu geben, der mich liebt und den ich lieben kann...
Verbittert beiße ich auf meine Lippe und fixiere wieder meinen Tisch. Hat jemand gesagt, dass er mich liebt? Nein. Obwohl doch. Mein Traum hatte es mir gesagt, aber bekanntlich gibt es ja riesen Unterschiede zwischen Traum und Wirklichkeit.
Ich hatte mal über zwei Funktionen des Traumes gelesen. Erstens sei der Traum eine Art Wunscherfüllung und zweitens sei er ein Mittel zum Vergessen. Nun, was soll ich da sagen? Paradox. Auf der einen Seite sollen Träume die Wünsche der Menschen erfüllen und auf der anderen Seite beim Vergessen helfen?
Deprimiert seufzend starre ich auf mein Heft. Irgendwie ist der jetzt noch mehr gelaufen als heute morgen. Er wird einfach von Mal zu Mal schlechter. Es reicht mir einfach langsam. Ich meine, es ist ja schön, dass ich meinen – wortwörtlichen – Traumtypen heute gesehen habe, aber... wie wird die Zukunft? Ich habe ja bereits festgestellt, dass er sich äußerlich schon von meinem Traum abgrenzt, wie wird das erst mit seinem Charakter?! Oh Gott.. wenn er nun das genaue Gegenteil ist, dann... dann... muss ich echt träumen, um zu vergessen...
„Hey, alles okay bei dir?“ Erschrocken zucke ich zusammen und drehe meinen Kopf schnell nach der anderen Seite. Verdammt! Nicht nur seine Augen sind fatal, auch seine Stimme! Die ist so... so... BOAH!
Noch immer schaut er mich mit einem halb besorgten und halb fragenden Blick an und ich kann nichts anderes tun als zurück zu starren. Man Yugi! Komm wieder zu dir! Sag was! Mach was! Egal was, aber tu es!
Als mein Gehirn aus seiner Trance erwacht, nicke ich nur schnell mit meinem Kopf und stammel ein „Doch, doch... a-alles in Ordnung.“ Zu spät merke ich, dass er zusätzlich auch noch meinen Arm berührt. Ich beiße mir leicht auf die Lippen, um die aufkommende Gänsehaut auszuhalten. Das fühlt sich viel zu gut an. Aber nein!
Sofort rücke ich etwas zurück und widme mich der Tafel. Puh! Das ging nochmal gut. Aber wie oft noch? Argh...
Als endlich zum Stundenende klingelt, packe ich blitzschnell meine Sachen und verlasse schon mal den Raum. Zu Beginn möchte ich wirklich nicht mehr Zeit als nötig mit ihm verbringen. Schließlich muss ich mich erst Mal an seine Anwesenheit gewöhnen und meine geistige Abwesenheit im Unterricht gewöhnen und dazu gehört ja bekanntlich Zeit. Ich denke mal, dass ich auch das Recht dazu habe, die ganze Situation anfangs zu beobachten und mich dann irgendwann aktiv ein zu schalten.
Auf dem Gang angekommen, verziehe ich mich an die Wand, welche gegenüber der Klassenraumtür ist, und öffne meinen Rucksack und ziehe meinen Stundenplan hervor. Genervt puste ich eine meiner blonden Strähnen aus meinem Gesicht und begutachte die Masse an Stunden und die leider zu kurz gekommenen Freistunden. Nun ja, immerhin habe ich jetzt mein Lieblingsfach und gleichzeitig auch zweiten Leistungskurs: Englisch.
Während meine Freunde so ganz langsam eintrudeln, studiere
ich weiterhin den Plan für den heutigen Tag, nur um fest zu stellen, dass ich heute nach der sechsten Stunde aus habe, aber die anderen Tage ziemlich be... scheiden sind.
„Uff..“, stöhnt Tristan und lässt sich gegen die Wand fallen. Dabei blickt er ebenfalls auf seinen Stundenplan. „Verdammt! Warum bekommt man die Lk's, die man nicht haben wollte?!“
„Die Frage ist, warum kreuzt du auch LK's an, die du nicht haben willst?“, stellt Jonouchi eine Gegenfrage und beäugt seinen braunhaarigen Freund.
„Weil ich keine andere Wahl hatte! Ich wäre viel lieber in Sport und Politik gegangen, aber ich
musste eine Zweitwahl treffen und das war dann eben Biologie und Mathe!“ Und daraus entsteht eine ziemlich hitzige Diskussion. Anzu und ich beobachten das augenverdrehend, widmen uns aber ganz schnell wieder anderen Problemen.
„Weißt du eigentlich wo Kaiba steckt? Ich dachte dieses Schuljahr wollte er alles besser machen“, fragt Anzu und sieht auf das Klassenzimmer, aus dem immer noch Schüler heraus laufen.
„Keine Ahnung... vielleicht hielt er es nicht für wichtig die Tutorenstunde mit zu erleben und kommt erst zur Zweiten. Ich denke nicht, dass er vorhat sein Abi unnötig aufs Spiel zu setzen“, antworte ich schulterzuckend. „Welchen LK hast du eigentlich noch bekommen?“
„Ähm...“ Auch Anzu sieht jetzt auf ihren Stundenplan und seufzt. „Kunst...“, sagt sie und verzieht das Gesicht.
„Was hast du? Du bist doch gut in dem Fach.“ Ich hingegen bin darin eine totale Niete. Ich weiß schon, warum ich Musik gewählt habe.
„Ja schon, aber dieses ganze Interpretieren und die Stile, die man den Epochen zuordnen muss... diese Dinge werden mir das Abi ruinieren. Japanisch wäre um einiges einfacher gewesen.“
Schließlich klingelt es nochmals und damit wird auch das Ende der fünf Minuten Pause eingeläutet. Jonouchi und Tristan streiten auf dem Weg zu ihren LK's weiterhin und Anzu und ich verabschieden uns, da sich unsere Räume in entgegengesetzten Richtungen befinden. Kaum bin ich zehn Meter gelaufen, ertönt hinter mir ein „Warte!“. Wie vom Blitz getroffen bleibe ich stehen, bin unfähig mich auch nur ein Stückchen zu bewegen. Bitte nicht... gebt mir doch eine kleine Verschnaufpause.
Die Schritte hinter mir werden lauter und gleichzeitig auch langsamer, bis unser neuer Schüler direkt neben mir steht. Ohne ein Wort zu sagen drehe ich meinen Kopf langsam zu ihm, bedacht darauf ja nicht in seine Augen zu sehen, ansonsten braucht erst gar kein Gespräch mit mir an zu fangen, ich würde eh nicht mehr zu hören können.
„Hey, sorry, dass ich dich kurz nerven muss, aber weißt du vielleicht, wie ich zum Englisch-LK komme?“, fragt er freundlich und lächelnd. Kurz halte ich die Luft an und meine Augen weiten sich. NEEEIIIIN!!!! Alles nur nicht DAS! Was habe ich getan, dass man mich jetzt so sehr straft?! Super! Jetzt darf ich mindestens zehn Schulstunden in der Woche mit ihm verbringen. Ganz toll.. wirklich, super!
Ich überlege schon hin und her, ob ich einfach sage, dass ich das nicht weiß, allerdings würde er definitiv herausfinden, dass ich ihn angelogen habe, wenn wir im selben LK sind. Also, muss ich mich wohl geschlagen geben. Ich mein, er will nur den Weg wissen, ich muss ja nicht mit ihm sprechen.
„Klar, komm einfach mit“, antworte ich knapp und setze auch schon zum Gehen an. Mein Kamerad folgt mir mühelos.
„Echt nett von dir, Dankeschön“, lächelt er und richtet seine Tasche neu. „Ich hoffe, dass ich mich bald hier selber zu recht finde und dich nicht mehr nerven muss.“
„Kein Problem. Ich weiß selber wie es ist, wenn man hier neu ist und sich nicht auskennt.“ Kurz drehe ich meinen Kopf zu ihm herum und lächle schwach. Er soll zwar nicht denken, dass ich ihn total abweise, aber bitte auch nicht wie eine Klette an mir hängen.
Kurze zeit später treffen wir endlich auf unsere Englisch-Kurs, der glücklicherweise auch noch vor dem Raum steht und tratscht. Immerhin nicht zu spät gekommen. Der Neue und ich stellen uns etwas abseits der Gruppe an die Wand und mustern die Leute. Hmm.. die meisten kenne ich zwar, habe aber kaum etwas mit denen zu tun. Am liebsten bewege ich mich in meinem kleinen sozialen Netzwerk, dass ich über die Jahre aufgebaut habe und auch hoffentlich noch viele weitere Jahre bestehe bleibt.
Irgendwann stößt sich Atemu von der Wand ab und stellt sich direkt vor mich. Mit einem fragenden Blick mustere ich den Größeren vor mir und lege meinen Kopf leicht schief, sodass ein paar meiner kürzeren blonden Strähnen in mein Gesicht fallen. Nanu? Was ist denn jetzt los?
Atemu räuspert sich kurz und streckt mir seine rechte Hand hin.
„Entschuldige, dass ich mich noch nicht vorgestellt habe. Yami Anima.“ Ich löse meinen Blick von seiner Hand und fixiere sein Gesicht. Fehler. Ganz böser Fehler. Schon wieder haben mich seine Augen gefangen! Aber das ist auch recht einfach. Dieses rot... es sticht geradezu hervor und bildet einen hübschen Kontrast zu seiner braunen Haut. Gott... der Junge schafft mich.
Ich muss kurz meine Augen schließen, um wieder irgendwie klar denken zu können.
„Yami? Ich dachte du-“
„-heißt Atemu.“ Mein Gegenüber seufzt kurz und ich traue mich endlich wieder meine Augen zu öffnen, aber schaue nicht in sein Gesicht... nein... seine Uniform ist gerade interessanter... und die steht ihm auch noch verdammt gut! „Eigentlich heiße ich auch so, aber ich hasse diesen Namen. Ich persönlich bevorzuge Yami. Es klingt einfach schöner.“
„Gut, dann nenn ich dich Yami, wenn du darauf bestehst. Ich bin Yugi Mutou“, grinse ich. Ob ich nun eins von ihm auch bekomme, weiß ich nicht, aber er wird mich sicherlich nicht mit seinem Blick umbringen.
Nach weiteren zehn Minuten schafft es endlich unsere Englischlehrerin Miss Stone auch zum Saal und lässt uns hinein. Yami und ich schnappen uns zwei Plätze in der hinteren Reihe und wieder nebeneinander. Langsam sollte ich mich echt mit meinem Schicksal abfinden.
Während sich Miss Stone den Schülern vorstellt, beobachte ich meinen Nachbarn dabei, wie er nochmals die Schüler mustert. Ein leichter grinsen huscht mir über die Lippen. So sehr ich ihn mir momentan vom Leib wünsche, muss ich zugeben, dass er doch verdammt süß ist.
„Ziemlich viel Neues für einen Tag, oder?“, lächel ich ihn unsicher an und er nickt nur.
„Ja, aber ich bin froh, dass jetzt wenigstens jemand da ist, den ich kenne.“ Und wieder sieht er zu mir. Bei seinem Satz hebe ich leicht die Augenbrauen, aber gleichzeitig steigt etwas in mir auf, was zum Teil Aufregung, aber auch irgendwie Panik ist. Wir kennen uns?! Zehn Sätze wechseln und eben mal den Namen wissen, würde ich nicht gerade als „kennen“ bezeichnen. Es sei denn... hatte er vielleicht auch solche Träume wie ich? Hat er dann mich in seinen Träumen gesehen? Haben wir vielleicht sogar genau das Selbe geträumt?
Mein Herz fängt an zu rasen bei der Vorstellung und in meinem Bauch vermischen sich alle Gefühle.
„A-also nicht kennen kennen, aber immerhin schon ein vertrautes Gesicht zu haben oder zumindest eine Person wieder zu kennen“, fügt er schnell und stammelnd hinzu. Anscheinend hat er meinen Blick gesehen. Auf meinen Lippen bildet sich ein Lächeln, aber in meinem Inneren verschwindet das Gefühlschaos wieder.
Mit einem leisen „Achso...“ wende ich mich wieder dem Unterricht zu und versuche mich auf diesen zu konzentrieren.
~Yamis Sicht~
Okay... wo ist das nächste, in dem ich versinken kann?! Alter Schwede, wie kann man sich an einem einzigen Tag innerhalb von so kurzer Zeit zwei Mal blamieren und das so richtig?! A-also nicht kennen kennen, aber immerhin schon ein vertrautes Gesicht zu haben oder zumindest eine Person wieder zu kennen... bla bla. Yugi muss mich doch jetzt für einen vollkommenen Idioten halten! Allein schon sein Grinsen. Was er wohl gerade denkt? Ich glaube, ich will das gar nicht wissen.
Um mich etwas abzulenken nach der Blamage, krame ich meinen Block aus der Tasche und schreibe die Notizen ab, die meine Lehrerin bereits an die Tafel gekritzelt hat. Das wird ein spannendes Jahr. Allein schon der Lesestoff:
To kill a mockingbird,
Macbeth und
The taming of the shrew (*). Ich weiß jetzt schon, dass ich die Bücher erst kurz vor den Klausuren fertig haben werde und mir das grobe Wissen aus dem Internet hole. Ich habe wirklich nichts gegen Lesen, im Gegenteil, ich liebe es sogar, nur wenn ich mehr oder weniger zu meinem Hobby gezwungen werde, hilft auch der beste Wille nichts mehr.
Die erste LK Stunde verläuft verdammt langweilig. Das Thema für dieses Halbjahr besteht aus dem Thema
America beziehungsweise – und das zum größten Teil –
The American Dream. Hätte ich gewusst, dass das so langweilig wird, hätte ich mich definitiv für einen anderen LK eingeschrieben, aber na ja. Mir erschien englisch nun mal sinnvoll, da mein Vater Amerikaner ist und ich die Sprache auch relativ gut beherrsche.
Nochmals drehe ich meinen Kopf zu Yugi um, der selber mit der Abschrift des Tafelbildes beschäftigt ist. Ich gebe einen etwas enttäuschten Laut von mir. Ob er sich überhaupt noch mit mir abgeben würde, nachdem ich mich wie ein Idiot angestellt habe? Ich mein, wahrscheinlich grenzte es vorhin praktisch schon an ein Wunder, dass er überhaupt mit mir gesprochen hat. Vielleicht ist er auch einfach nur schüchtern und ich muss ihn erst etwas anknacken, damit er dann von selber aus seiner Schale herausbricht.
Ein Schmunzeln umspielt meine Lippen. Ein kleiner schüchterner Junge. Das passt zu ihm. Irgendwie ist diese Vorstellung schon süß. Generell sind mir persönlich zurückhaltende Charaktere lieber als welche die wirklich extrem extrovertiert sind und sich wie Gott weiß was aufführen.
Als Yugi mich immer noch nicht ansieht, wende ich mich wieder dem Unterricht zu oder besser gesagt, lasse es so aussehen, als würde ich zu hören. Momentan habe ich ein anderes Problem. Wie bekomme ich Yugi aus seiner Hülle? Wenn ich einfach mal der Vermutung folge, dass er schüchtern und zurückhaltend ist, wäre es nicht gut gleich mit der offenen Tür in das Haus einzufallen, von daher muss ich wohl erst Mal etwas herantasten.
Während ich die Lehrerin weiterhin im Auge habe, schlage ich die letzte Seite meines Blockes auf, reise ein Stück Papier heraus und kritzel schnell
Hey, wie geht es dir? darauf. Immer darauf bedacht von Miss Stone nicht gesehen zu werden – ich weiß ja jetzt noch nicht, wie sie tickt, von daher gehe ich lieber auf Nummer sicher -, schiebe ich das Zettelchen zu Yugi hinüber. Na dann, schauen wir mal, ob er antwortet.
Um die Zeit bis zu seiner Antwort zu überbrücken, beginne ich damit das neue Tafelbild abzuschreiben, allerdings mit einem halben Auge immer bei Yugi, der... einfach nur da sitzt und geradeaus starrt! Hallo?! Wie kann er mein Zettelchen einfach ignorieren?! Ich will Aufmerksamkeit und ich möchte jemanden zum Reden. Außer Ishizu habe ich doch hier niemanden und es wäre schön mal einen anderen Gesprächspartner als nur die eigene Schwester zu haben.
Ich warte noch ein paar weitere Momente ab, in denen Yugi sich immer noch rührt. Leise grummelnd piekse ich mit meinem Kuli in seine Seite und ernte endlich die Aufmerksamkeit, die ich haben möchte. Auf seinen fragenden Blick hin, schiebe ich das Zettelchen auf seinem Tisch näher zu ihm und er kapiert endlich, was ich von ihm möchte.
Da Yugi auch noch unendlich lange zum antworten braucht – oder vielleicht zum Lesen, da meine Handschrift nun wirklich nicht die schönste ist -, bemühe ich mich im Unterricht mitzumachen und auch gleich für meine mündliche Note ein paar Punkte heraus zu schlagen. Nach einer Zeit kann ich aus den Augenwinkeln einen kleinen näher rückenden weißen Fetzen sehen. Na geht doch! Sofort greife ich danach und entknäule das kleine Ding.
Ja, es geht schon. Bin nur etwas müde.Müdigkeit?! Das ist sein Problem?! Nun ja, verständlich ist es. Erster Schultag, der Schlaf- und Tagesrhythmus muss sich auch erst Mal wieder anpassen. Kann schon anstrengend sein und wenn ich ehrlich bin, fühle ich mich mittlerweile auch ganz gerädert.
Nach endlosen fünfundvierzig Minuten klingelt s endlich zur großen Pause. Schnell schreibe ich noch die Hausaufgaben ab und beeile mich eine Unterlagen in die Schultasche zu quetschen, da Yugi schon aus dem Raum eilt und dank seiner kurzen Beinchen ist er doch schneller als erwartet.
Während ich dem Kleinen hinterher haste, hänge ich mir meine Tasche um und versuche den großen Abstand zwischen uns wieder aufzuholen. Allerdings ohne Erfolg. Die Schülermassen, die mir entgegen kommen, hindern mich an einem schnellen Vorankommen, aber immerhin habe ich den kleinen Stachelkopf im Blickfeld, sodass ich ihm immerhin folgen kann.
Die Verfolgungsjagd endet bei einer Bank auf dem Schulhof, wo bereits ein Mädchen sitzt, das ich heute bereits kennengelernt hatte. Anzu... ich glaube das war der Name.
Jedenfalls lässt sich Yugi neben ihr nieder und ich trete - nun in einem etwas langsameren Schritt – zu den beiden heran und lächle wieder freundlich. Anzu bemerkt mich als Erste und grinst ebenfalls zurück.
„Huhu Yami!“, ruft sie mir winkend zu und ich sehe das mal als Einladung zum Dazugesellen an. Bei der Bank angekommen lasse ich mich neben dem Mädchen nieder, sodass sie nun zwischen mir und Yugi sitzt. „Schön, dass du den Weg hier her gefunden hast. Ich freu mich wirklich, dass du sich zu uns gesellst“, lächelt sie mich nach wie vor an.
„Ich hab zu danken, dass ihr mich nicht sofort wieder verjagt“, grinse ich ebenfalls und schaue dabei zum kleinen Stachelkopf, welcher sich leicht von uns abgewendet hat und lieber den Boden beziehungsweise seine anderen Mitschüler beobachtet. Mein Grinsen verblasst etwas und innerlich bekomme ich kein gutes Gefühl. Ich glaube, dass er mich wirklich nicht dabei haben will. Vielleicht habe ich mich ihm doch zu sehr aufgedrängt, sodass er mich jetzt eher als Störfaktor sieht, anstatt als einen möglichen neuen Freundschaftskandidaten.
Von Schuldgefühlen geplagt, beiße ich mir leicht auf die Lippe und schaue meine Nachbarin wieder an. „Ich glaube, ich gehe wieder. Meine Schwester wollte mich nochmal sehen und-“
„Ach Unsinn!“, unterbricht sie mich in meiner kleinen Ausrede. „Bleib doch. Du wirst deine Schwester sicherlich zu Hause sehen oder vielleicht läuft sie ja hier vorbei und du kannst sie kurz abfangen oder du schreibst ihr eine SMS, aber bitte bleib.“ Na toll. Was soll ich bitte gegen diese Argumente sagen? Ich könnte natürlich weiterhin darauf beharren, dass Ishizu mich persönlich hier und jetzt sehen möchte, allerdings kann ich mir gut vorstellen, dass Anzu etwas von einem Sturkopf hat und ebenfalls nicht aufgeben wird. Na ja, einen letzten Versuch kann man ja noch starten.
„Sorry Anzu, aber Ishizu legt Wert darauf, dass man sich an Abmachungen hält und na ja, wenn ich das nicht tue, kann ich mir später wieder etwas anhören: Glaub mir, man will sie nicht erleben wenn sie nörgelt und zickt.“ Ich stoße mich von der Sitzfläche ab, hänge mir erneut meine Tasche um die Schulter und schaue beide nochmals an. „Vielleicht wird es ja nächste Pause oder so nochmal was. Ansonsten werden wir uns sicherlich in einem der Kurse nochmal sehen. Bis dann.“ Dabei gehe ich ein paar Schritte zurück – jemanden sofort den Rücken zu zu wenden, wäre in meinen Augen nun doch zu unhöflich – und knalle direkt gegen jemanden. Erschrocken drehe ich mich und sehe erst Mal nur eine schwarze Uniform. Langsam wandere ich mit meinen Augen den Körper empor und muss schlucken. Vor mir stehen zwei riesen Schränke von Männern und mit riesig mein ich auch
riesig. Die sind mindestens eineinhalb Köpfe größer als ich und damit auch mindestens doppelt so stark. Gegen die bin ich nur ein kleiner Strich in der Landschaft. Die einzige Frage, die sich mir jetzt noch stellt ist, sind das Schüler oder Bodyguards, die gerade undercover sind?!
„Gehört der Zwerg zu euch?“, grinst der Braunhaarige der beiden und zeigt auf mich. Zwerg?! Zwerg! Ich bin kein Zwerg! Yugi, der ist ein Zwerg, aber ich bin schon eine ganze Ecke größer als er!
„Sein Name ist Yami Tristan. Es wäre nett, wenn du ihn auch so nennst“, antwortet Anzu und sieht beide an.
„Entschuldige, dass wir nicht so super schlau sind wie du und absolut alles wissen“, verdreht Tristan die Augen und sieht seine Freundin wieder an. Diese verschränkt nur ihre Arme vor der Brust und sagt nichts mehr.
„Nun ja... Yami... wenn du schon mal da bist, kannst du ja auch gleich bleiben“, grinst der Blondschopf und drückt mich wieder in Richtung Bank zurück. Seufzend setze ich mich wieder an meinen ursprünglichen Platz und mehr gebe mich geschlagen. Okay, wenn man einmal hier ist, kommt man anscheinend nicht mehr heraus. Hoffentlich ist Yugi nicht all zu sauer auf mich, schließlich habe ich Willen gezeigt, ihn mal in Ruhe zu lassen, aber seine Freunde lassen mich ja nicht gehen.
Sofort wendet sich Anzu wieder mir zu und lächelt immer noch. Sollten sich nicht langsam ihre Gesichtsmuskeln verkrampfen?
„Jetzt erzähl doch mal etwas von dir. Woher kommst du eigentlich? Ich meine... du siehst nicht typisch japanisch aus..“, fragt sie verlegen und wird auch im Gesicht eine Spur röter.
„Ich komme aus Ägypten oder besser gesagt wurde ich dort geboren und aufgewachsen. Wenn man meinen familiären Hintergrund betrachtet, bin ich eher ein Mischwerk.“ Daraufhin ernte ich nur fragende Blicke. Also die ganze Geschichte. „Mein Vater ist Amerikaner, meine Mutter Ägypterin. Mein Großvater, väterlicher Seite, ist Italiener, daher auch mein Nachname Anima (**). Meine Großmutter ist Portugiesin und über alle anderen Länder habe ich den Überblick verloren.“
„Also kannst du rein theoretisch deine Besuche bei der Verwandtschaft mit einer halben Weltreise verbinden?“, grinst Tristan und ich nicke nur. Das stimmt ja auch. Mittlerweile muss ich von Japan, nach Ägypten und dann weiter nach Europa. Wenn es ganz schlimm kommt, kommt ja noch Amerika dazu, wenn sich wieder Freunde von meinem Vater melden und ihn ja so schrecklich vermissen.
Die gesamte Pause über reden wir noch ziemlich und lernen uns immerhin oberflächlich etwas besser kennen. Nun ja, alle bis auf Yugi. Er war die ganze Zeit über so teilnahmslos, hat uns nur ab und zu angesehen, aber sich nicht eingemischt. Ich glaube, dass ich das wirklich vermasselt habe. Ich bin ihm nur ein Klotz am Bein und das Schlimmste für ihn ist wahrscheinlich, dass seine Freunde mich nun einigermaßen aufgenommen haben und er damit nicht einverstanden ist. Vielleicht spricht er ja nach der Schule nochmal mit seiner Clique darüber und morgen bin ich dann wahrscheinlich wieder der Außenseiter.
_________________________________________________________________________________
(*)Ich war mir nicht ganz sicher, was in den LK's in Japan so durch genommen wird, von daher habe ich mich mal an den LK/GK Themen aus meiner Schule orientiert. Hoffe ihr seit nicht böse^^
(**) italienisch = Seele[b]